Diu sunne und ouch die bluome [German translation]
Diu sunne und ouch die bluome [German translation]
1.
Diu sunne und ouch die bluomen hânt ir hoehe
hin geneiget. ir viel liehter schîn beginnet truoben
alle tage. des sint diu kleinen vogelîn ir sanges
gar gesweiget (deist vor allem leide mînes senden
herzen klage) und der walt
muoz von sûren winden ungevüegen schaden
dulden. ich hazze den winder kalt.
disiu nôt kumt gar von sînen schulden. er unde
ein wîp diu machent mich in kurzen tagen alt.
2.
Diu wil mit beiden ôren niht gehoeren,
swaz ich singe.
kunde ich sanfte rûnen, daz vernaeme sî
mir gar. unsaelic müeze er sîn, der mich von ir
genâden dringe, swelhen ende er kêre, daz er
nimmer wol gevar!
ich vergaz ir mit triuwen nie,
nu tuost si mir sô toubez ôre ie lenger sô ie baz.
des bin ich mit guotem willen tôre. mir schadent
getelinge, waene ich, durch den alten haz.
3.
Die wâren des gerüemic disen sumer an der
strâzen, dô man sagete, daz ich singen wolde
mêr verloben. ir etelîcher möhte sîn gemüffe
gerner lâzen. dem sîn gämelîche zimt als einem,
der wil toben.
Ellenhart treit an sînem buosem ein vil waehez
vürgespenge.er unde Regenwart
habent mit den wîben ir gerenge.
jâ sint si doch zewâre beide niht von hôher art.
4.
Ich gevriesch bî mînen jâren nie gebûren alsô
geile, sô die selben zwêne sint und etelîcher mêr.
wie wol si noch verkoufent, daz si tôren vüerent
veile! got geb in den market, daz man sî mit
vollen wer! Beremuot
hât min in vil mangen liehten vîretac geloufen.
wirt sîn gelücke guot,
er mac sînen merz vil wol verkoufen.
erst aber ungewunnen, treit er sînen hiubelhuot.
5.
Dar durch ist er mit swerten in sîn houbet
unverschrôten. dar zuo treit er ouch ein hôhez
collier umbe den kragen. erst ûf gezieret wol mit
einem tuoche rôten. daz sol jungen mägden an
dem tanze wol behagen. Megengôz
brüttet sich gein in: er dünket sich sô ragehüffe.
des üppikeit ist grôz.
ich weiz niht, wes sich der tôre güffe. vor im
genaese niemen, würd joch im ein drüzzelstôz.
6.
Ich hân von oeden ganzen alle wîle her
gesungen, die mich nie sô sêre gemüeten,
dâ ze Riuwental.
er hât in disem sumer an einer mägde hant
gesprungen, diu sîn doch niht naeme, und hiet si
aller manne wal.
afterreif hât sîn langez swert mit einem
schîbelohten knophe. dô man die tänze sleif,
dô reit er daz houbet ûf dem krophe.
unverwendeclîchen, waen, er nâch ir hüffel greif.
7.
Mich hât ein ungetriuwer tougenlîchen an gezündet,
hât mir vil verbrant, des mîniu kindel solten leben.
diu leit sîn unserm trehtîn und den friunden mîn
gekündet! ich hân nû dem rîchen noch dem armen
niht ze geben. mir ist nôt,
gebent mir die friunt mit guotem willen brandes
stiuwer. gewinne ich eigen brôt, ich gesanc nie
gerner danne ouch hiuwer. jâ führte ich, daz ich
ê vil dicke werde schamerôt.
8.
*Trutzstrophe
"Nu hân ich snoeden schimpf gerochen, erküelet
mîn gemüete an mînem vînt von Riuwental",
sprach jener Ellengôz. "ich hân im stadel unde
korn gemachet zeiner glüete. des muoz er disen
winter sîn der liute hûsgenôz. sô wê sîn, daz er ie
gesanc ûf mich, daz ich waer ragehüffe!
ein wazzer heizt der Rîn.
waz, ob ich mich al dâ hin verlüffe? ich tet
im doch ze Riuwental vil liehten funken schîn."
- Artist:Neidhart von Reuental