Frau Klotzke lyrics

Songs   2024-11-29 21:46:44

Frau Klotzke lyrics

Es ist wieder Sommer, meine Nachbarin

Ich kenne das schon, ich schau' gar nicht mehr hin

Öffnet das Fenster nach beiden Seiten

Und beginnt zwei Kissen vor sich auszubreiten

Eins für sich sich selbst und eins für den Hund –

Dessen haarloser Wanst ist überall wund

Ein krankes Tier, das mehr kriecht als es läuft

Weil sein Hängebauch über den Boden schleift!

Die Frau beugt sich raus, sie ist überaus fett

Und schleudert ihre Titten übers Fensterbrett

Am Samstag, als ich im Freibad war

Sah ich auch meine Nachbarin da

In ihrem Unterrock saß sie am Strand

Das Gesich eingefettet, zur Sonne gewandt

Die Haare wie immer strähnig und kraus –

Wie ein Bündel faulendes Heu sah das aus!

Sie fing gleich an, mir was zu erzählen

Und bat mich ihr den Rücken zu ölen –

Ich habe ihr dann den Gefallen getan

Erinn're mich aber nicht gern daran!

Am späten Abend ging ich mal raus

Zu Paul, der hat 'ne Kneipe im Vorderhaus

Da ist Sonnabends Tanz – ich geh' selten hin

Höchstens um mir Zigaretten zu zieh'n!

Meist sitzt da einer im Nylonhemd

Ein Schifferklavier vor den Bauch geklemmt

Verdient sich ein paar Mark neben seiner Rente

Und beherrscht, so sagt man, zehn Instrumente!

Ich setzte mich ganz kurz auf ein Bier

Dann nahm ich meine Sachen, ging wieder zur Tür

Grad' hatt' ich auf die Klinke gedrückt

Da reißt mich ein Kerl am Arm zurück:

"Im Freibad meine Frau zu betatschen, du Schwein

Dafür hau' ich die sofort eine rein!"

Ich bückte mich, hielt mir 'nen Stuhl vor's Gesicht –

Zum Glück meinte einer: "Du, mach das nicht

Mit deiner Frau haben wir dich alle schon mal

Und bis jetzt war's dir immer scheißegal!

Der komische Vogel soll 'ne Lage ausgeben –

Komm trinken wir einen, lass ihn am Leben!"

Sie schleiften mich an die Theke nach vorn'

Ich bestellte schnell eine Runde Korn –

Alles trank, bis plötzlich einer drauf kam

Mich gesehe zu haben, mit Gitarre im Arm!

Ich solle mal etwas schönes singen

Ein Instrument würde man mir schon bringen!

Mein Nachbar wünschte sich das Wolgalied

Ich sang es und gleich gröhlten alle mit

Auch hockten inzwichen gerührt und stumm

Ein paar dicke Mädchen um mich herum

Ein Säufer, der versucht hatte mitzulallen

War schon schnarchend vom Stuhl gefallen –

Meinem Nachbarn war die Wolga noch vom Krieg her bekannt

Er begann zu weinen und drehte sich zu Wand –

Beim Refrain, an der Stelle mit den Engelein

Heulte endlich der ganze Verein!

In dem Augenblick stiller Ergriffenheit

Öffnete sich die Tür ganz weit

Und eine sehr fette Frau erschien

Ihren Hund an der Leine – meine Nachbarin!

Sie hatte, kaum war war sie hereingekommen

Dem Hund die Leine abgenommen –

Der todkranke Köter schleppte sich dann

Pfeifend und zischend zu jenem Mann

Der unter den Tisch gefallen war

Und leckte dessen Gesicht und Haar

Der Mann erwachte, riss die Augen auf, schrie

Schlug mit der Faust nach dem ekligen Vieh

Dass es jaulend über die Tanzfläche flog

Nach Atem ringend den Schwanz einzog!

Meine Nachbarin hatte dem Gescheh'n

Mit geöffnetem Munde zugeseh'n

Der Hund kroch zu ihr, sie rief seinen Namen

Und brach gleich darauf über ihm zusammen!

Ihr lieber Ehemann meinte nun

Er müsse seinerseits auch etwas tun

Zerrte den Mann unterm Tisch hervor

Schlug ihm sein Bierglas hinter das Ohr

Und sprang ihm mit seinem vollen Gewicht

Und beiden Füßen zugleich ins Gesicht!

Der Ärmste setzte sich erst noch zu Wehr

Schließlich rührte er sich garnicht mehr –

Mein Nachbar ließ endlich von ihm ab

Worauf er sich setzte und 'ne Runde ausgab

Er schob mir ein Glas hin, dann wollte er gern

Nochmal das Wolgalied von mir hör'n!

Ich begann von vorn und nach ein paar Tönen

Kamen ihm schon wieder die Tränen

Auch seine Frau, mitsamt ihrem Tier

Sank auf einen Stuhl und lauschte mir

Von einer vesöhnlichen Stimmung gepackt

Saß mein Nachbar bis zu letzten Takt

Beugte sich dann runter zu dem hilflosen Mann

Und bot ihm auch was zu trinken an –

Der verstand kein Wort, lag da ganz krumm

Und kaute auf geronnenem Blut herum

Mein Nachbar ging daran ihm, noch halb im Liegen

Die Kiefer auseinanderzubiegen

Und kippte, um alles wieder gutzumachen

Dem Ärmsten ein volles Glas Bier in den Rachen!

Der nahm von alldem gar nichts mehr wahr

Weil er schon vorher besinnungslos war

Und erstickte, ohne sich sehr zu quälen –

Bliebe zu Schluss noch zu erzählen

Dass mein Nachbar mir gleich einen Vorschlag machte

Als ich grad' an nichts Böses dachte –

Das mit der Leiche sei wohl weniger schön

Doch müsse das Leben ja weitergeh'n

Ob ich Lust hätte, seiner Frau das Singen

Und Gitarre spielen, beizubringen . . .

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Hannes Wader more
  • country:Germany
  • Languages:German, German (Low German), Spanish, German (Old High German)+6 more, French, English, Dutch, Luxembourgish, Other, Italian
  • Genre:Folk, Singer-songwriter
  • Official site:http://www.scala-kuenstler.de/hannes-wader.html
  • Wiki:http://en.wikipedia.org/wiki/Hannes_Wader
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